Ebook Free Langsame Jahre, by Fernando Aramburu
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Langsame Jahre, by Fernando Aramburu
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Pressestimmen
Ein großartiger und zutiefst poetischer Roman. (Peter Helling NDR 2019-07-01)Allein Onkel (wortkarg) und Tante (bissig) sind tolle Typen aus dem einfachen Volk, das sich kaum anders als stumm oder gewalttätig zu helfen weiß. Bewundernswerte Literatur. (Ellen Pomikalko Buchmarkt 2019-07-30)Auf gerade einmal 200 Seiten gelingt es Fernando Aramburu, gesellschaftliche Widersprüche realistisch und eindringlich zu schildern. (Isabella Caldart Der Tagesspiegel 2019-07-28)Was diese Prosa auszeichnet, sind die verschiedenen Zugänge zu der Geschichte. (Sandra Kegel FAZ 2019-07-17)Eine literarische Auseinandersetzung darüber, wie sich über Gewalt überhaupt schreiben lässt. (Frankfurter Allgemeine Woche 2019-07-05)Das Große im Kleinen erzählt. Und wieder sind die starken Figuren Frauen. (Res Strehle Basler Zeitung 2019-07-03)Ein eindrucksvolles, oft heiteres Werk. (Hamburger Abendblatt 2019-06-27)Leicht, klug und unterhaltsam. (Stern 2019-06-27)
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Fernando AramburuFernando Aramburu wurde 1959 in San Sebastián im Baskenland geboren. Seit Mitte der achtziger Jahre lebt er in Hannover. Für seine Romane wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Premio Vargas Llosa, Premio Biblioteca Breve, Premio Euskadi, und zuletzt, für „Patria“, mit dem Premio Nacional de la CrÃtica 2017, dem bedeutendsten spanischen Literaturpreis, dem Premio Nacional de Narrativa 2017und mit dem Premio Strega Europeo 2018.Willi ZurbrüggenWilli Zurbrüggen, geboren 1949 in Borghorst, Westfalen. Er übersetzte u. a. Antonio Muñoz Molina, Luis Sepúlveda und Rolando Villazón aus dem Spanischen. Ausgezeichnet mit dem Übersetzerpreis des spanischen Kulturministeriums und dem Jane-Scatcherd-Preis.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Rowohlt Buchverlag; Auflage: 1. (18. Juni 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498001043
ISBN-13: 978-3498001049
Größe und/oder Gewicht:
14,8 x 2,2 x 22 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.4 von 5 Sternen
3 Kundenrezensionen
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Anfang 1969 nimmt eine arme Familie, dominante Mutter, Maripuy, schweigender Vater, zwei heranwachsende Kinder, Maripuys kleinen Neffen auf. Seine Mutter schickt ihn aus der Provinz, will ihn so vor noch größerer Armut bewahren.Während die Tochter den bedrückenden Verhältnissen durch wechselnden Sex zu entfliehen sucht, lässt sich der Sohn auf nicht näher beschriebene Hilfsdienste für die ETA ein.Ähnlich wie Aramburus Vorjahreserfolg "Patria" sind es auch hier die vordergründig harten Mütter , die alles tun, die Familie- notfalls auch gegen deren Willen- zu beschützen.Aramburu schildert düstere Vorgänge- bis hin zum Kindstod- in fast schon humorvoller Weise, ohne seine Figuren zu verraten.Sicher ist auch das große Interesse, das Patria auch hier erfahren hat auch ein Kriterium, das vom Umfang deutlich schmalere "Annos lentos" nun auch zu übersetzen.Ich sehe es nicht als Materialsammlung für Patria, vielmehr zwei von unzähligen Geschichten, die in Spanien seit Beginn der sechziger Jahre im Umfeld der ETA passiert sind.Auch hier besteht Rettung nur darin fort zu gehen. Und wie in zahllosen Veröffentlichungen 2019 ist auch hier 1969, allerdings ganz ohne Woodstock....
‚Don Victoriano sagt, Baske ist nur der, der Euskera spricht. Alle anderen sind bloß halbe Basken oder gleich Koreaner.‘ (Seite 38)Ein achtjähriger Junge wird zu Verwandten nach San SebastÃan gebracht, da seine alleinerziehende Mutter in Armut lebt, ihn und seine Geschwister nicht mehr versorgen kann. Der Junge teilt sich ein Zimmer mit seinem Cousin Julen, der ihn anfangs piesackt, jedoch bald mit ihm spielt, ihm immer mehr vertraut und ihm schließlich den baskischen Patriotismus nahebringt.‚Langsame Jahre‘ wird aus zwei Perspektiven erzählt: Der Junge erzählt einem Autor von seinem Leben, da dieser die Erinnerungen in einem Roman verarbeiten möchte. Der Autor (Fernando Aramburu) macht sich Notizen, die für das Schreiben des Romans essentiell sind, merkt z.B. an, wo er mehr recherchieren muss, wie Orte und Situationen beschrieben werden sollen.‚Langsame Jahre‘ wurde bereits 2012 im spanischen Original veröffentlicht und erscheint nach dem großen Erfolg von ‚Patria‘ nun in deutscher Ãœbersetzung. Auch ich war begeistert von ‚Patria‘ und zähle den ETA-Roman zu meinen Lieblingsbüchern 2018.‚Langsame Jahre‘ offenbart bereits das Erzähltalent Aramburus, zeigt seine exzellente Beobachtungsgabe, die anspruchsvolle Sprache und die ausgiebige Beschäftigung des Autors mit den Themen ETA, Baskenland, Patriotismus und Nationalismus, was er in ‚Patria‘ vervollkommnet hat.Auch stilistisch hat mir der Roman ausgezeichnet gefallen, und durch die recht kindliche Erzählweise der Erinnerungen des Jungen und die Notate des Autors erhält man nicht nur Einblicke in das Leben im Baskenland der 1960er Jahre, sondern auch in die Arbeit eines Autors, in die verschiedenen Stufen des Romanschreibens und die Ãœberlegungen, die man als Autor anstellen muss, um einen authentischen und realistischen Roman zu schreiben.Eigentlich wollte ich das Buch eines Abends nur kurz anlesen, aber es hat mich so gefangen genommen, dass ich immer weiter gelesen und ein paar Tage später schließlich zusätzlich das Hörbuch gehört habe, das von Frank Stöckle überzeugend und hervorragend eingelesen wurde.‚Langsame Jahre‘ ist ein knapper, aber beeindruckender Roman, den ich sehr empfehlen kann, der sprachlich und stilistisch gelungen und inhaltlich packend ist. Einem Vergleich zu ‚Patria‘ kann ‚Langsame Jahre‘ dennoch nicht ganz stand halten, was jedoch vor allem darin begründet liegt, dass ‚Patria‘ besonders raffiniert ist und sich den Themen ETA und Baskenland sehr detailliert und eindringlich nähert.
Als der Vater stirbt, ist es der Mutter nicht möglich alleine für ihre drei Söhne zu sorgen. Den Jüngsten nimmt ihre Schwester in der Familie auf und so steht der achtjährige Junge schon bald mit seinem kleinen Koffer und zwei Hühnern als Geschenk vor deren Tür. Zurückhaltend, naiv und stets um Gehorsam bemüht, wird er ab da zum Zeuge von Familienleben der ganz anderen, aber dennoch für die Zeit sehr authentischen, Art. Mit seinem Cousin in ein Zimmer gesteckt, erträgt er dessen Schweißfüße klaglos, erfährt dafür von dessen baskischen Flagge unter der Bettdecke und den anderen Dingen, die dort vorgehen und legt sich mit ihm auch auf die Lauer, um seine Cousine dabei zu beobachten, wie sie ihren Verehrern mehr als schöne Augen macht.Als Hörer kommt man mit dem Jungen in eine völlig neue Umgebung, lernt dort nach und nach alle Familienmitglieder mit ihren Eigenheiten und Ansichten kennen. Durch den Fortgang der Geschichte erhält man einen kleinen Einblick zum Leben unter der Diktatur Francos, eine eindrückliche Vorstellung von der unglaublichen Polizeiwillkür, die zu dieser Zeit herrschte, und auch die Rolle der Priester und der Kirche bei der Entstehung bzw. den Vorläufern der ETA ist Thema. Nicht unbedingt im Baskenland verortet werden muss das Bild das mittels der Cousine gezeichnet wird. Jungen, vor allem nicht nur einem, schöne Augen machen, schon alleine das ist anrüchig, schlimmer noch ein lediges Kind. Da schon lieber mit dem Dorftrottel verheiratet.Ich musste erst einige Tracks hören, bis mir klar war, dass hier ein Junge bzw. vielmehr ein Mann einem Autor seine Erinnerungen an die Kindheit schildert und auch der Autor zu Wort kommt. Solch eine Art der Darstellung war mir bisher fremd, hat mir aber super gut gefallen. Einerseits bekommt die Geschichte durch die kindliche, teils reichlich naive Betrachtungs- und Erzählweise seinen ganz besonderen Charme und Witz, zum anderen wird aber durch die Ergänzungen auch ein authentisches Gesellschaftsbild der Zeit geschaffen, dass ohne die Anmerkungen des Autors nie so entstehen hätte können, ohne unstimmig zu wirken.Ich konnte mich beim Hören sehr gut in den Jungen hineinversetzen, habe ihn, den anständigen Kerl auch sofort in mein Herz geschlossen, und habe mich bei seinen naiven Schilderungen prächtig amüsiert, ist doch dem erwachsenen Zuhörer viel mehr klar als dem unbedarften Jungen. Wie schon erwähnt, gibt es immer wieder Tracks, die Ergänzungen zum aus der Perspektive des Jungen Erzähltem. So werden in durchnummerierten Notaten Regieanweisungen gegeben, wie was in einem möglichen Roman verändert, ergänzt oder umformuliert werden soll, stellenweise auch Szenen, die der Junge nicht beobachtet hat, sondern die nachträglich recherchiert wurden, hinzugefügt. Auch diesen fehlt die feine Prise Humor nicht. So heißt es da schon mal „ich habe mir vorgenommen jeden Dialog [,,,] mit der geringstmöglichen Wortmenge zu bestücken, der Roman wird kurz, oder er wird gar nicht“, oder „soll nicht erwähnt werden, […] der mutmaßliche Leser, soll das selbst herausfinden, wenn ihm das nicht gelingt, dann kann er mich mal.“. Richtig spannend empfand ich geschildert, was mit der Cousine und vor allem später ihrem Kind wird, informativ war hingegen die Entwicklung des Cousins.Der Autor hat mich nicht nur mit seiner besonderen Darstellungswiese begeistert, auch die Charaktere sind großartig gezeichnet. „Wenn man mich triezt, bin ich imstande einem Stier die Hörner gerade zu biegen.“ Das Oberkommando hat die energische, konservative, erzkatholische Tante. Über ihre klaren Ansagen habe ich mich mindestens genauso amüsiert, wie über das Ducken ihres Ehemanns, der meist nur seine Baskenmütze geraderückt. Besonders erwähnen möchte ich auch noch den schiefen Schwiegersohn, dessen Gestank noch schlimmer ist, als die Käsefüße des Cousins und dessen Parfüm sogar die Milch sauer werden lässt. Alle sind sie herrlich porträtiert.Ich kenne und schätze Frank Stöckle schon von anderen Hörbüchern und wieder einmal konnten er und sein Vortrag mich völlig überzeugen. Ich höre seiner angenehmen Stimme generell gerne zu und hier hat er sowohl die kindlich naive Betrachtungsweise, als auch die herrlich vielen Spitzen, die sich in der Geschichte verbergen, grandios gut in Szene setzt.Alles in allem zeichnet der Roman mit einer ganz eigenen Art der Darstellungsweise und an Humor, die mir beide unheimlich gut gefallen haben, ein authentisch, realistisches Gesellschaftsbild der 60er Jahre, das ich unheimlich gerne von Franz Stöckle vortragen habe lassen. Fünf Sterne sind da gar keine Frage.
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